Seth

I

Seth,

 

Setech, Sutech, ägyptischer Gott, dessen Hauptkultort Ombos südlich des heutigen Kena in Oberägypten war. Das heilige Tier, in dessen Gestalt er verehrt wurde, ist zoologisch nicht bestimmt. Neben Horus war Seth der Schutzgott des ägyptischen Königs (z. B. der Ramessiden, daher auch der Königsname Sethos) und in diesem gegenwärtig. Als Gott der Wüste und Dürre, der Stürme und des Unwetters hat er ein unholdes, gewalttätiges Wesen; sein Herrschaftsgebiet liegt außerhalb Ägyptens. Im Bruderstreit des Seth mit Osiris verkörpert sich das ewige Werden und Vergehen in der Welt. Da er im Mythos Osiris ermordete, verfemte ihn die Spätzeit als Verkörperung des Bösen, sodass ihn die Griechen dem Typhon gleichsetzten. - In der Kunst wird Seth in Menschengestalt mit dem Kopf eines Fantasietieres, auch mit Doppelkrone dargestellt.

 

Literatur:

 

H. Te Velde: S., god of confusion (Neuausg. Leiden 1977).

 

II

Sẹth

 

[hebräisch »Ersatz«], Gestalt der Bibel; nach 1. Mose 4, 25 f. der dritte Sohn Adams und Evas, der ihnen geboren wurde, nachdem Abel von Kain erschlagen worden war; nach 1. Mose 5, 3-8 ihr erster Sohn, der die »Sethitenliste« anführt, ein Stammbaum über zehn Generationen von Adam bis Noah; Vater des Enos. Die Gestalt des Seth spielte in den gnostischen Mythen (z. B. Adamapokalypse, Ägypterevangelium) eine große Rolle; auch die Haggada befasst sich mit ihm. Die Sethianer, eine nach Seth benannte gnostische Gemeinschaft des 2.-4. Jahrhunderts, die besonders in Ägypten verbreitet war und über die die Funde von Nag Hammadi Aufschluss geben, sahen in Seth den Garanten einer reinen Erlösertradition.

 

Literatur:

 

A. F. J. Klijn: S. in Jewish, Christian and Gnostic literature (Leiden 1977).